Hallo ihr Lieben!
Nun sind die letzten Wochen auf der Südinsel angebrochen und wir haben schon sehr viel gesehen und erlebt. Aber was wir noch nicht erlebt haben, ist das Leben auf einer Farm.
Da haben wir uns gedacht, suchen wir uns doch eine Farm im Süden der Südinsel, den Catlins. Die Catlins sind wohl der am wenigsten von Menschen, aber am meisten von Kühen und Schafen besiedelte Teil von Neuseeland.
Wir wurden von der Familie Smith herzlich aufgenommen und gleich am Abend voll integriert!
Sheila Smith kommt ursprünglich aus Wales und ist vom überfüllten London zu ihrem Mann Rata, einem echten Maori, nach Neuseeland gezogen. Jetzt lebt sie hier. Im Nirgendwo. Am Ende der Welt. Aber sie ist begeistert von ihrem neuen Leben und ihre Ruhe und Gelassenheit ist beeindruckend.
Als wir ankamen waren wir etwas gestresst, denn wir mussten die längste Gravelroad unseres Lebens fahren. Das Haus ist nur durch 13 km Kies zu erreichen und wir konnten maximal 50 km/h fahren.. diese Straße wird als Highway bezeichnet?!
Aber auch wir lernten in den letzten Tagen Ruhe und Gelassenheit, denn wer auf einer Farm lebt wird jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Wir arbeiteten wieder ein paar Stunden am Tag und bekamen dafür tolles und gesundes Essen und ein Bett zum Schlafen.
Jeden Früh hieß es um 7.30 Uhr aufstehen. Wir schlüpften in unsere Gummistiefel, schnappten uns den Müll mit Essensresten und liefen die Wiese hinunter zum Stall. Dort pochte es schon an die Wände und das Grunzen wurde immer lauter. Die Schweine schauten uns mit erwartungsvollen Blicken an und konnten es kaum abwarten, gefüttert zu werden. Diese Fütterung war jeden einzelnen Tag ein Spaß für uns! Danach folgte die Fütterung der Hühner. Gefolgt von 20 Hühnern ging es also zum Hühnerstall etwas außerhab des Grundstücks. Auf dem Weg gesellten sich immer mehr dazu und am Ende fütterten wir einen ziemlich bunten Haufen.
Danch folgte aber endlich die Fütterung für uns und mit Müsli, Früchten und Tee stärkten wir uns für den Tag. Wir bekamen ganz einfache Aufgaben wie Rasenmähen, Fensterputzen, Staubsaugen, Unkraut zupfen, Kartoffeln ernten, und und und...
Aber besonders viel Wert legte Sheila darauf, dass wir die Gegend erkunden. An einem schönen sonnigen Tag machten wir uns also auf zu Curio Bay. Dieser Strand ist ein wirklicher Geheimtipp!
Wir gingen nicht ohne Grund bei 12 Grad Wassertemperatur ins Wasser… nein nein.. im Wasser warteten Delfine auf uns, welche freudig ihre Bahnen zogen und ganz dicht an uns heran kamen. Welch ein Erlebnis!
Ein wirklich besonderer Moment war es, am südlichsten Punkt der Südinsel zu stehen. Dieser einsame Ort war wahrlich das Ende der Welt. Denn außer ein paar Inseln im Ozean folgt nur noch der Südpol.
Mein persönliches Highlight dieser Tage können wahrscheinlich wenige verstehen, aber ich fand es total toll, beim Schafe scheren dabei zu sein. Für ein Schaf braucht der Scherer nicht mal eine Minute. Die Hunde wachen über das Geschehen und kuscheln in der Wolle und der ängstliche Blick der Schafe ist einfach unfassbar lustig.
Eigentlich war es geplant, nur eine Woche zu bleiben, aber wir konnten unseren Aufenthalt etwas verlängern. Sheila und Rata mussten nämlich zu einer Hochzeit nach Christchurch und wir sollten alle Tiere füttern und das Haus hüten. Da sagten wir natürlich nicht nein! Aber in diesen Tagen mussten wir uns mehr Herausforderungen stellen als uns lieb war…
Zum einen war da der Wasserkrug im Schweinestall: Die Schweine haben den leeren Napf dummerweise in ihr Häuschen transportiert, sodass Manu zu den Schweinen in den Stall kriechen musste und den Krug mit viel feuchten Kuscheleinheiten der Schweine wieder an Ort und Stelle bringen musste.
Außerdem gab es ein Schaf zu befreien, welches sich in den Schuppen verirrt hatte und hinter einem Hänger eingeklemmt war.
Die vielen Hunde von Rata, es müssten ungefähr 9 sein, waren gefühlt zum ersten Mal für 2 Tage an der Leine und bellten ununterbrochen. Nur blöd, dass sich ein Hund von seinem Halsband befreien konnte und dann seinem Job nachging und statt Schafe, Hühner jagte.
Das war ja alles schon ziemlich aufegend aber der Höhepunkt kommt noch…
3h nachdem die Familie aus dem Haus war kam kein Wasser mehr aus der Leitung und ich musste schon das erste mal zum Telefon greifen.
Die Wasserpumpe ist kaputt gegangen und wir konnten das natürlich nicht reparieren. Zum Glück gibt es noch eine seperate Pumpe im Woolshed, wo die Schafe geschert werden. Wir holten also immer Eimer mit Wasser ins Haus um abwaschen, Zähne putzen, waschen und kochen zu können. Welch ein verrücktes Abenteuer.
Aber das alles war überhaupt nicht schlimm. Wir sind einfach mal wieder überwältigt von der Freundlichkeit und dem Vertrauen, was uns diese neuseeländische Familie entgegen gebracht hat.
In diesen Tagen haben wir auf jeden Fall wieder eine Menge gelernt und können einiges mit nach Hause nehmen. Aber es hat uns auch wiedermal gezeigt, wie sehr man sein eigenes Zuhause, sein Bett und das Sofa mit Fernseher und das Leben mit seiner eigenen Familile vermisst.
Bis bald,
Josi
26.03.217